Unser Verein

Die Geschichte unseres Vereins beginnt 1998 mit einer Schäferei mitten im Herzen der Landeshauptstadt Mainz, auf einem grünen Hügel, unterhalb der sogenannten „Zahlbacher Römersteine“. Die Römersteine, die Reste der Pfeiler eines römischen Aquädukts, waren eine kleine, fast vergessene grüne Oase im ehemaligen Zahlbachtal zwischen Zahlbach, Bretzenheim und der Mainzer Oberstadt.

Von Stuttgart nach Mainz – mit 20 Schafen

Als Günter Dorn – als ehemaliger Fluglotse am Stuttgarter Flughafen – an die Flugsicherungsschule in Langen als Ausbilder für Fluglotsen berufen wurde, stand er vor einem Dilemma: obwohl seine Frau schon in Mainz studierte, hätte er die Schafherde des elterlichen Bauernhofs, um die er sich kümmerte, verkaufen müssen, um seinen Lebensmittelpunkt in die rheinland-pfälzische Hauptstadt zu verlegen. Er plante, die Schafherde, die er als Ausgleich zu einem sehr fordernden Beruf hielt und hegte, einfach nach Mainz mitzunehmen und fand tatsächlich, auf der Wiese bei den Römersteinen, einen idealen Platz um Beruf und die bäuerliche Tradition seiner Familie irgendwie in Einklang zu bringen.

Die Stadtschäferei und die Bürgerinitiative

Das damals verwilderte Terrain war der perfekte Standort für seine Schafherde: für die Schafe gab es auf der Wiese und in den angrenzenden Grünflächen viel Nahrung, Platz und Wandermöglichkeiten. Zum anderen war die Genehmigung, dort, mitten in der Stadt, Schafe zu halten möglich, weil die zuständigen Behörden die Idee so sympathisch fanden, dass eine Gestattung für zwei Jahre quasi „per Handschlag“ erfolgte. Die Bedingung war lediglich, dass die Schafe die Grünflächen pflegen sollten. Doch einige Zeit, vor der Gründung des Vereins wurde bekannt, dass es einen Bebauungsplan für das Gelände geben sollte. Viele Menschen, die die „Stadtschäferei“ für einen selbstverständlichen Teil dieses grünen Areals angenommen hatten, gründeten mit Günter Dorn die Bürgerinitiative „zum Erhalt der Natur an den Römersteinen“.

Der jüdische Friedhof und die Schafe

Die Stadt Mainz stand aber gleichzeitig in Verhandlungen mit der jüdischen Gemeinde in Mainz, deren Jahrhunderte lange Tradition für die Mainzer Geschichte eine besondere Bedeutung hat. Ein wesentlicher Teil der Schafweide sollte als Erweiterungsfläche des nahen jüdischen Friedhofs erschlossen werden. Die Freunde der Stadtschäferei, die es sehr begrüßten, dass die jüdische Gemeinde seit Jahren wieder eine wichtige Rolle in Mainz spielte, standen im Zwiespalt: Erhalt der Stadtschäferei und gleichzeitige „Verhinderung“ eines jüdischen Kulturprojekts oder die Erweiterung des jüdischen Friedhofs und die Verdrängung der Stadtschäferei-Oase.

Eine Idee entsteht: „das lebendige Denkmal Römersteine“

Bei den Recherchen zur Geschichte der Römersteine entdeckte der Vorstand der Bürgerinitiative um Günter Dorn die einzigartige und lange Historie der Schafhaltung an den Römersteinen. Die Schafe hatten schon lange „ihre“ Römersteine zurückerobert und die Stadtschäferei von Günter Dorn an den Römersteinen war zu einem Teil der besonderen Mainzer Kultur geworden. Die Idee einer Vereinsgründung zur Gestaltung und zum Erhalt eines „lebendigen Denkmals“ fand bei den zuständigen Behörden Sympathie und Unterstützung und nachdem geklärt wurde, wie der Verein sich in den Erhalt der Römersteine, unentgeltlich und gemeinnützig, nützlich machen kann, ging es in die Verhandlungen um einen ordentlichen Pachtvertrag.

Von der Idee zum Verein

Zur Gründungsversammlung am 16. April 2011 auf der Schafsweide kamen über 200 Menschen und viele wurden spontan Mitglied des neuen Vereins. Die gewählten Vorstandsmitglieder sind bis heute aktiv: Robert Miltenburger als 2. Vorstand, Bernhard Holkenbrink als Kassenwart, Jutta Hunzinger als Schriftführerin und Günter Dorn als 1. Vorstand.

Nach monatelangem Einsatz mit Unterstützung der Medien war das erste und wichtigste Ziel unseres Vereins 2012 erreicht: Das Denkmalamt entschied, dass in der nun eingerichteten Denkmalzone keinerlei feste Bauten, also auch keine Grabsteine zugelassen sind; Günter Dorn erhielt einen Gestattungsvertrag zur landwirtschaftlichen Nutzung der Flächen mit der Auflage, diese auch zu pflegen, dabei wurde festgelegt dass im Gegenzug keine Pacht zu entrichten sei.

Das lebendige Denkmal Römersteine: Heimat für Mainzer Stadtgeschichte

Nach weiteren Verhandlungen mit den zuständigen Ämtern wurden die Unterstände für die Tiere als sogenannte „Fliegende Bauten“ genehmigt. 2021 hatte der Verein schon insgesamt 234 Mitglieder; und der niedrige Jahresbeitrag von 15 € im Jahr soll gewährleisten, dass sich wirklich alle beteiligen können, die das möchten. Neue Mitglieder und alle Besucher sind immer herzlich willkommen!

Höhepunkte der vergangenen Jahre waren bis zur Pandemie unsere Schafsschur- und Sommer- und Herbstfeste, sowie das große Weihnachtskrippenspiel mit Kindern der katholischen Achatius-Kirchengemeinde, das im Dezember 2021 nun endlich wieder stattfinden konnte und hunderte Zuschauer begeisterte.